Liebe Leser,
eines der schwierigsten Themen, wenn es um Asexualität geht, ist vielleicht der eigentliche körperliche Akt. Man fragt sich, warum, denn das Wort „Asexualität“ sollte doch alles sagen oder andeuten. Die meisten von uns wünschen sich wahrscheinlich, dass es so einfach wäre.
Wenn ich mich in den vielen asexuellen Gruppen umschaue, in denen ich bin, sehe ich viele Beiträge von Aces, die unsicher sind, weil sie nie an körperlicher Intimität interessiert waren. Sie fragen sich oft, ob etwas nicht in Ordnung ist, ob sie etwas verpassen, weil sie es nicht einmal versuchen oder ob sie etwas falsch machen.
Da körperliche Intimität überall und ständig zu sehen ist, ist es normal, sich zu fragen, ob man etwas verpasst. Weil es überall gezeigt wird und wenn man ständig daran erinnert wird, dass man definitiv anders ist als andere, kann man sich schon mal fragen, ob etwas mit einem nicht stimmt. Vergesst aber bitte nicht, dass sich die gesellschaftlichen Normen im Laufe der Zeit verändern. In der Vergangenheit war es ein großes Tabu, öffentlich Zuneigung zu zeigen, und als Frau Hosen zu tragen. Die Dinge ändern sich im Laufe der Zeit, und die Gesellschaft war noch nie ein guter Maßstab für das eigene Privatleben.
Ich vergleiche körperliche Intimität oft mit Essen oder Sport. Wenn man keine Paprika mag, isst man sie auch nicht, und wenn man nicht gerne Basketball spielt oder tanzt, dann spielt man oder tanzt auch nicht. So einfach ist das. Ja, die Leute werden immer noch was zu sagen haben, wie z. B. „Hey, Paprika ist supergesund“ oder „Aber Sport ist doch gut für dich!“, nun ja, toll, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Ihr da trotzdem keine Lust zu habt. Und habt Ihr euch jemals gefragt, ob Ihr etwas verpasst, wenn Ihr keine Paprika esst oder nicht Basketball spielt? Wahrscheinlich nicht.
Es ist nie leicht, sich von der gerade gängigen gesellschaftlichen Meinung abzuheben, und es kann beunruhigend sein, nicht viele Menschen zu haben, die verstehen, was man durchmacht. Aber nie körperliche Intimität erfahren zu haben, ist kein Weltuntergang und auch nicht unbedingt notwendig, um sein Leben zu leben. Wenn ihr kein Interesse habt, ist das eben so. Wie immer ist eine klare Kommunikation der Schlüssel. Sagt selbstbewusst, was Ihr fühlen und wollen oder nicht wollen. Ihr seid gut und eure Meinung ist genauso richtig wie die von anderen! Ihr seid toll so wie Ihr seid!
Ace